Am 5. und 6. Januar habe er von «weiteren Elementen» Kenntnis erhalten, darunter von einer E-Mail vom 16. August von seinem Kundenberater. In Anbetracht der andauernden und vehementen öffentlichen Debatte rund um die Finanztransaktionen und nach eingehendem Nachdenken sei er zum Schluss gekommen, dass es nicht möglich sei, einen «abschliessenden und definitiven Beweis» zu liefern, dass die Finanztransaktionen ohne sein Wissen angeordnet worden seien, sagte Hildebrand am Montagnachmittag vor den Medien in Bern.
Er bleibe aber bei der Aussage, dass seine Frau ohne sein Wissen gehandelt habe. Mit dem Rücktritt wolle er dafür sorgen, dass die Nationalbank ihre Glaubwürdigkeit als höchstes Gut aufrecht erhalten könne, sagte Hildebrand weiter. Er wäre sonst unter Umständen nicht mehr in der Lage gewesen, in nächster Zeit schwierige Entscheide zu treffen und diese umzusetzen.
«Dieser Schritt erfüllt mich mit Traurigkeit», sagte Hildebrand. Die letzten drei Wochen seien für seine Familie und für ihn selbst sowie für die Bundespräsidentinnen eine schwierige Zeit gewesen.
Immer die Wahrheit gesagt
Philipp Hildebrand bekräftigte, er habe stets die Wahrheit gesagt. «Ich habe nichts zu verbergen und nichts verbrochen,» sagte er. «Die inhaltliche Dimension ist genau so, wie ich sie vergangenen Donnerstag vorgetragen habe.» Es gebe aber nicht nur die inhaltliche und die juristische Dimension der Geschichte, sondern auch jene der Perzeption. Diese sei mit einer möglichen Einschränkung der Kredibilität verbunden.
«Ich habe nie in dieser Geschichte gelogen», sagte Hildebrand. «Wenn ich aber als Präsident des SNB-Direktoriums hier vor Ihnen stehe und denken muss, dass einige von Ihnen das Gefühl haben, dass ich vielleicht doch lüge, hab ich nicht als Mensch ein Problem, aber potenziell als Präsident des SNB-Direktoriums.»
Dies sagte Hildebrand auf die Frage, ob es richtig sei, als Reaktion auf «eine politische Kampagne mit unwahren Behauptungen» als Präsident der unabhängigen Nationalbank zurückzutreten. Er habe sich diese Frage ebenfalls gestellt.
Dokumente online gestellt
Laut Hildebrand sind seit der Medienkonferenz vom vergangenen Donnerstag drei neue Elemente aufgetaucht, die eine Neubeurteilung der Lage erfordert hätten: ein E-Mail seines Kundenberaters, eine Kundennotiz der Bank Sarasin sowie eine Aussage seines Kundenberaters zum Dollar-Auftrag durch Kashya Hildebrand.
Während die eine entlastend sei, belaste ihn eine andere noch zusätzlich.
Philipp Hildebrand heute an der Medienkonferenz. /


"So geht das hin und her", sagte Hildebrand dazu.
Belastend für ihn ist insbesondere die Kundennotiz der Bank, wie er vor den Medien sagte: "Der Kundenberater schreibt, dass ich gesagt hätte, wenn meine Frau mehr Dollars kaufen möchte, sei das für mich okay."
Mit einer öffentlichen Stellungnahme meldete sich auch Kashya Hildebrand, die Frau von Philipp Hildebrand, zu Wort. Sie schrieb, sie habe die Transaktion vom 15. August 2011 falsch eingeschätzt und einen Fehler begangen, welchen sie "zutiefst bedaure". Ihren Gatten bezeichnete sie als einen Mann von höchster Integrität.
Privatsphäre tangiert
Nach der Medienkonferenz von vergangener Woche habe er dann feststellen müssen, dass die Geschichte nicht abklinge, sagte Hildebrand. «Als ich gemerkt habe, dass es interessant ist, wo wir essen gehen, habe ich gemerkt, dass etwas nicht funktioniert.» Weiter sagte Hildebrand, rechtliche Schritte schliesse er nicht aus. Gegen wen, liess er offen.
«Ich bin stolz auf das, was wir bei der Schweizerischen Nationalbank seit meinem Einzug ins Direktorium unterstützt durch das öffentliche Vertrauen erreicht haben», sagte Hildebrand weiter. Die Nationalrat habe einen wichtigen Beitrag geleistet, um die Auswirkungen der globalen Krise abzufedern.
Hildebrand dankte der ehemaligen Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey, Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf seinen Direktionskollegen und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Nationalbank. Sein Dank gehe auch an die vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern sowie an Unternehmen. In den vergangenen Tagen hätten ihn unzählige E-Mails, SMS und Briefe erreicht.
Mitverantwortung der Medien
Die Wirtschaftskommission des Nationalrats (WAK) verlangte vom Bankrat, dass er ein strengeres Reglement für die Spitze der Nationalbank beschliesst. Ein solches hatte der Bankrat am Wochenende bereits in Aussicht gestellt. Ob auch Gesetze geändert werden müssten, diskutierte die Kommission noch nicht.
WAK-Präsident Christophe Darbellay (CVP/VS) warf weiter die Frage nach der Verantwortung der Medien auf. Heute gehe es nicht mehr nur darum, jemandes Schuld zu beweisen. Beschuldigte müssten viel mehr ihre Unschuld beweisen. Dies sei eine neue, bedenkliche Entwicklung.