Unterdessen ergreifen immer mehr Menschen wegen der Gewaltausbrüche und der schlechten Versorgungslage die Flucht aus der Hauptstadt Port-au-Prince. Auf den Hauptstrassen bildete sich ein Exodus von Hungernden und Verletzten.
Das Erdbeben hat in den ländlichen Gegenden weitaus weniger Schäden angerichtet als im dicht bebauten Port-au-Prince. Viele Hauptstadtbewohner versuchen daher, bei ihren Verwandten auf dem Land unterzukommen.
Vier Tage nach dem verheerenden Erdbeben schwinden die Hoffnungen auf Überlebende unter den Trümmern der zerstörten Gebäude. Obwohl immer mehr Rettungstrupps aus aller Welt in der Ruinenlandschaft von Port-au-Prince nach Verschütteten suchten, gab es kaum Hinweise auf spektakuläre Rettungsaktionen.
Gewaltsame Plünderungen
Dafür häufen sich Augenzeugenberichte über gewaltsame Plünderungen in verschiedenen Teilen der Hauptstadt.
Trotz der langsam eintreffenden Hilfe fehlt es den Menschen weiterhin an allem. /


Ein Reuters-Fotograf berichtete, in einer ehemaligen Einkaufsstrasse der Hauptstadt habe sich ein Mob von etwa 1000 Menschen gebildet.
Die Männer kämpften um Alltagsgegenstände wie T-Shirt und Spielzeuge, die verstreut in den Trümmern der zerstörten Läden lägen. Die Plünderer gingen dabei auch mit Steinen, Messern und Spitzhacken aufeinander los.
Nach jüngsten Schätzungen der haitianischen Regierung kamen bei dem Erdbeben zwischen 100'000 und 200'000 Menschen ums Leben.
Die UNO hatte das Erdbeben in Haiti als die schlimmste Katastrophe, mit der die Vereinten Nationen jemals zu tun hatten, bezeichnet. Die USA übernahmen die Kontrolle über den Flughafen der Hauptstadt und die Koordination der dort eintreffenden Hilfsflüge.
Wie Washington am Freitag mitgeteilt hatte, unterzeichneten die USA und Haiti ein Abkommen, das den USA die Kontrolle über den Flughafen überträgt. Die Vereinbarung solle gelten, bis die haitianische Regierung bereit sei, die Verantwortung wieder zu übernehmen.