Die im Jahr 2000 eingereichte Arbeit bestehe «in substanziellen Teilen aus Plagiaten», begründete der Vorsitzende des Promotionsausschusses, Manfred Berg, am Mittwoch den Entschluss.
Auf rund 80 Textseiten fänden sich mehr als 120 Stellen, die als Plagiate zu klassifizieren seien. Diese stammten aus mehr als 30 verschiedenen Publikationen, von denen zwei Drittel nicht im Literaturverzeichnis aufgeführt worden seien.
Quantität und Qualität der nachweisbaren Plagiate legten zwingend die Schlussfolgerung nahe, dass die Dissertation keine selbstständige wissenschaftliche Arbeit darstelle, sagte Berg.
«Angesichts der Vielzahl und des systematischen Charakters der Plagiate kann kein Zweifel daran bestehen, dass sich Frau Koch-Mehrin in ihrer Dissertation fremdes geistiges Eigentum angeeignet und als das eigene ausgegeben hat», fügte der Dekan hinzu.
«Systematisch» plagiert: Silvana Koch-Mehrin (Archivbild). /

Rücktritt von wichtigen Mandaten
Koch-Mehrin war nach anhaltenden Vorwürfen Mitte Mai als Vorsitzende der FDP im EU-Parlament, als Vizepräsidentin des EU-Parlaments sowie als Präsidiumsmitglied ihrer Partei zurückgetreten.
Die Dissertation der 40-Jährigen trägt den Titel: «Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik. Die Lateinische Münzunion zwischen 1865 und 1927.» In dem Verfahren gab Koch-Mehrin nach Angaben der Universität eine schriftliche Stellungnahme ab und war zudem persönlich angehört worden.
Die einstige liberale Hoffnungsträgerin ist die zweite deutsche Politpersönlichkeit, die über ihr Doktorarbeit stolpert. Auch Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg war von der Uni Bayreuth der akademische Titel entzogen worden. Die Untersuchungskommission warf dem CSU-Politiker vor, vorsätzlich getäuscht zu haben.