Regula Stämpfli / Quelle: news.ch / Mittwoch, 12. September 2012 / 10:22 h
Seit der Guttenberg-Affäre werden reihenweise die akademischen Würden bisheriger Würdenträger aberkannt. Auffällig daran ist, dass dies mit ganz wenigen Ausnahmen immer die bürgerlichen oder rechtspopulistischen Politiker und Politikerinnen betrifft. Da tummelt sich also eine Kaste von rechten Schwadronierern, die allen vorschreiben wollen, was sie zu leisten haben, damit sie die drei Kinder ernähren können, die grossartig von Sparen und Einsatz und menschlichen Qualitäten daher reden, zum Kampf gegen Sozialbetrüger aufrufen aber selber jede Gelegenheit zum Schummeln ergreifen.
Erinnern Sie sich, wie sich beispielsweise der SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli über sozial benachteiligte Menschen oder gar Asylsuchende normalerweise äussert? Sie alle kommen bei ihm als inkompetent, faul, opportunistisch und für die schweizerischen Werte gefährlich rüber. Erinnern Sie sich, wie Christoph Mörgeli bei jeder passenden Gelegenheit gegen den Staat und dessen Beamte wettert? Nun, in diesen Tagen wurde dank eines Medienberichtes bekannt, dass der Staatsangestellte Professor Dr.
«An die lass ich den Guttenberg nicht ran.» /


Christoph Mörgeli sich sowohl akademisch als auch punkto Führungsfunktion eines medizinhistorischen Institutes viel vorwerfen lassen muss. Spannend daran ist, dass die Universtität Zürich die ganze Geschichte unter dem Deckel halten wollte, weil die Kombination des Staatszerstörers Mörgeli mit dem Staatsangestellten Mörgeli doch etwas gar viel Zündstoff bietet.
Mein erster Reflex bei all den Doktorsgeschichten oder beruflichen Verfehlungen der Politiker, die mir aufgrund ihrer Positionen zuwider sind, war jedoch immer: Verwechseln wir doch politische Gegnerschaft nicht mit der Zerstörungslust gegenüber den jeweiligen Personen! Konkret heisst dies, dass ich Menschen aufgrund deren Handlungen widerlegen oder notfalls auch vor Gericht ziehen will und nicht aufgrund dessen, was sie sind. Mir wäre lieber gewesen, Guttenberg hätte seinen Hut nehmen müssen, weil die Menschen erkannt hätten, dass hier ein Mensch Machtposition einnimmt, dem ich normalerweise nicht einmal meine ziemlich komplizierte Espressomaschine anvertrauen würde.
Andererseits ist es auffällig, wie viele rechte und rechtspopulistische Politiker nach aussen als Law and Order-Verfechter auftreten, selber aber die schlimmsten und skrupellosen Regelbrecher sind. Ist dies vielleicht ein ehernes Gesetz, dass man sich als Mehrheitsmacht rausnimmt, allen anderen beispielsweise Sparen vorzuschreiben, selber jedoch den Staat um Millionen betrügt?
So oder so bleiben die Geschichten unappetitlich. Denn einerseits möchte ich zum Schutz der Demokratie und des Rechtsstaates Person und Amt strikte trennen, also einen Rücktritt auch nicht von einer geschummelten Dissertation abhängig machen, andererseits sagt es alles über den Charakter eines Menschen aus, der sich an keinen Standard hält und meint, sich alles leisten zu können, allem voran das Lügen und das Betrügen.