Strauss-Kahn sei bei einem Interview im Februar 2003 regelrecht über sie hergefallen, sagte Banon dem Nachrichtenmagazin «L'Express» am Montagabend. Er habe ihre Brüste «begrapscht» und seine Hände in ihrem Slip gehabt, bevor sie sich befreien konnte und aus der Wohnung gelaufen sei, in der er sie empfangen habe.
Sie habe damals über eine Anzeige nachgedacht, aber alle hätten ihr zu verstehen gegeben, dass sie gegen den früheren Finanzminister nicht ankommen werde. «In solchen Angelegenheiten steht ein Wort gegen das andere», sagte Banon. Als junge Praktikantin habe sie damals das Gefühl gehabt, nichts ausrichten zu können.
Banon will nicht mehr als Lügnerin gelten
Banon hatte bereits seit 2007 gegenüber Medien von der versuchten Vergewaltigung berichtet. Auf die Anklage gegen Strauss-Kahn wegen Vergewaltigung eines Zimmermädchens in New York habe sie nicht aufspringen wollen, um sich nicht von der US-Justiz «instrumentalisieren» zu lassen, hatte Banon gesagt.
Dominique Strauss-Kahn bleibt unter Druck. /


Die Entscheidung zur Anzeige sei aber vor der überraschenden Wende am Freitag gefallen, als das Gericht in New York den zurückgetretenen Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) wegen Zweifeln an der Glaubwürdigkeit des mutmasslichen Opfers aus dem Hausarrest entliess, betonte sie nun. «Ich ertrage es nicht mehr zu hören, dass ich eine Lügnerin bin», sagte Banon dem «L'Express».
Die Französin erhob auch Vorwürfe gegen den derzeitigen Favoriten der Sozialistischen Partei für die Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr. François Hollande, der frühere Parteivorsitzende, «kannte die Geschichte», sagte Banon. Hollande wies den Vorwurf zurück.
Gegenklage erwartet
Banons Anwalt hatte am Montag mitgeteilt, seine Mandantin werde Strauss-Kahn am Dienstag anzeigen; der Sozialist kündigte daraufhin über seine Anwälte an, dass er wegen Verleumdung gegen Banon vorgehen werde. Die Journalistin habe sich die Geschichte «ausgedacht», erklärten sie.
Einer der engsten Vertrauten von Staatschef Nicolas Sarkozy, Henri Guaino, sagte, der Elyséepalast verfolge den Fall «wie alle leicht entgeistert». Eine politische Verschwörung schloss Guaino gleichzeitig aus.