Sascha Plecic* / Quelle: news.ch / Dienstag, 18. November 2014 / 07:09 h
Gemütlich und techno-wohlig ist anders, umso erhebender ist das Gefühl, wenn man drin ist. Nach 45 Minuten anstehen. Bei ner 200-Meter-Schlange. Im tiefsten Winter. Bei Minus 15 Grad. Ohne Thermosocken. Eine Frechheit eigentlich, dass es drin keine Heizpilze für eingefrorene Zehen gibt. Aber wer ins Berghain geht, kennt eben keine Schmerzen.
Weder an den Zehen noch im Kopf. Steigt man drei Etagen im ehemaligen Heizkraftwerk rauf, wähnt man sich im Himmel. Im Himmel unter Berlin. Denn obwohl man emporgestiegen ist, befindet man sich direkt in der Hölle. Vor den Füssen Mephistos.
Das Berghain befindet sich auf dem Gelände des alten Ostbahnhofs. /


Und der Leibhaftige will nicht, dass man brav ist. Versteht man auch sofort, sobald man auf den Knien das Haupt hebt und die Panoramabar erblickt.
Hier ist keiner, aber auch wirklich KEINER, nüchtern. Geschweige denn angezogen. Die sehen alle aus wie Iggy Pop 1978. Ohne Hose. Und weil man dem kollektiven Gruppendruck nur zu gern nachgibt und durchfeiert, gibt's tags (oder eben nachts) danach ordentliche Kopfschmerzen, die man als Berghain-Indianer ohne zu Jammern hin nimmt. Inklusive Gleichgewichtsstörungen.
Man erinnert sich vage an Bildfragmente aus offensiven Transvestiten, Separée-Saloontüren, Gruppen von 6 Leuten, die aus derselben Toilette rauskommen und einer Absynthefee, die hübsch ist, aber schiefe Zähne hat... Mooment... Halt... Handy... Schnell mal Bilder checken. Tja... Seit dem roten Handykleber gilt: What happens in Berghain, stays in Berghain.
*Sascha Plecic ist Inhaber einer Marketingagentur und beruflich viel in Berlin. Zum 25-jährigen Mauerfall nahm er sich die geliebte Hauptstadt zur Brust.