Kurz nach 10 Uhr teilte Wikileaks am Freitagmorgen mit, dass man nun in Schweiz «übersiedelt» sei und eine neue Internetadresse (Domain) habe. Der zuständigen US-Dienstleister habe die alte Adresse gelöscht. Auch unter den Wikileaks-Adressen mit den Endungen .eu, .de und .at konnte die Seite phasenweise erreicht werden - die Internetadressen verwiesen auf die direkte IP-Adresse von Wikileaks (http://213.251.145.96), die einen Computer im Internet eindeutig identifiziert.
Die Schweizer Adresse wikileaks.ch wurde vom Präsidenten der Schweizer Piratenpartei (PPS), Denis Simonet, reserviert, wie die Schweizer Domainverwalterin Switch bestätigte. Die Partei hat die Internetadresse bereits vor sechs Monaten registriert und auf die Server von Wikileaks umgeleitet.
Provider löscht Adressen
Am Abend war jedoch auch wikileaks.ch nicht mehr durchgehend erreichbar. Simonet erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur SDA, schnellstmöglich einen neuen Provider suchen zu wollen.
Der bisherige, in den USA ansässige Provider EveryDNS hatte auch schon wikileaks.org als Hauptadresse der Enthüllungsplattform entfernt. Dies sei notwendig geworden, da es wiederholt zu «massiven» Angriffen auf die Adresse gekommen sei, hiess es.
Der US-Konzern Amazon verbannte Wikileaks ebenfalls von seinen Servern.
Heute Abend war unter der URL wikileaks.ch die Website nicht erreichbar /


Und Frankreich kündigte an, Wikileaks ebenfalls von seinen inländischen Servern zu verbannen.
Auf eine Pizza mit Assange
PPS-Präsident Simonet erklärte, er habe Wikileaks-Chef Julian Assange habe Simonet im November zu einem Pizza-Essen getroffen. Der Australier habe dabei keine Geheimnisse verraten, die nicht sowieso schon durch die Medien bekannt gewesen seien.
Seither hat die Piratenpartei laut Simonet keinen Kontakt mehr, weder mit Assange noch mit Wikileaks, gehabt. Ob und wie die Schweiz gegen wikileaks.ch vorgeht, ist noch unklar. Der Bundesrat wurde am Freitag lediglich darüber informiert.
Assange unter Druck
Nicht nur im Netz wurde der Druck auf Wikileaks grösser. Assange muss immer noch mit einer Festnahme rechnen - wegen der Verdachts sexueller Vergehen in Schweden. Er gab sich in einem Online-Interview aber unbeeindruckt. Er warnte seine Gegner: «Wenn uns etwas zustösst, werden die entscheidenden Teile (der US-Diplomaten-Akten) automatisch veröffentlicht.»