Dieser Trend spiegelt nicht nur individuelle Präferenzen wider, sondern auch einen kulturellen Shift hin zu vielfältigeren Männlichkeitsbildern. Doch welche Methoden sind sinnvoll, und worauf sollte man achten?
Vom Tabu zur Normalität: Ein historischer Blick
Körperbehaarung bei Männern war lange ein Symbol von Männlichkeit und Vitalität. In vielen Kulturen galt ein behaarter Oberkörper als Zeichen von Reife und Stärke. Doch bereits in der Antike gab es Gegenbewegungen: Ägypter entfernten Körperhaare aus hygienischen Gründen, griechische Athleten glätteten ihre Haut für Wettkämpfe. Im 20. Jahrhundert dominierte das Bild des behaarten «Macho-Mannes», bis Popkultur und Modebranche ab den 1990ern schlanke, glattrasierte Körperideale propagierten. Heute existieren beide Bilder parallel - und die Wahl liegt beim Einzelnen.
Warum entscheiden sich Männer für Haarentfernung?
Die Motive sind so vielfältig wie die Männer selbst:
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Sport und Performance: Schwimmer, Radfahrer oder Bodybuilder reduzieren Haare, um die Aerodynamik zu verbessern oder Muskeldefinition zu betonen.
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Hygiene: Weniger Behaarung kann die Pflege bei starkem Schwitzen vereinfachen.
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Ästhetik: Ein gepflegtes Erscheinungsbild gewinnt in Beruf und Partnerschaft an Relevanz.
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Gender-Normen: Transmänner oder nicht-binäre Personen nutzen Haarentfernung, um ihr Geschlechtsempfinden auszudrücken.
Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach (2022) gaben in Deutschland 43 % der befragten Männer unter 35 an, regelmässig Körperhaare zu entfernen - Tendenz steigend.
Körperpflege ist also keine Frage des Geschlechts. Die Entscheidung, Körperhaare zu entfernen, ist ein persönlicher Schritt, der von individuellen Bedürfnissen und Vorlieben geprägt ist.
Vielfalt der Methoden
Die
Haarentfernung bietet eine Bandbreite an Optionen, die sich in Dauer, Aufwand und Ergebnis unterscheiden:
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Die klassische Rasur:
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Die Rasur ist die gängigste und unkomplizierteste Methode.
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Sie eignet sich für fast alle Körperbereiche und liefert schnelle Ergebnisse.
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Nachteilig ist die Kurzlebigkeit, da die Haare bereits nach ein bis zwei Tagen nachwachsen.
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Zudem kann es bei unsachgemässer Anwendung zu Hautirritationen und eingewachsenen Haaren kommen.
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Epilation:
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Bei der Epilation werden die Haare samt Wurzel entfernt.
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Dies führt zu länger anhaltenden Ergebnissen (mehrere Wochen).
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Methoden sind hierbei Epiliergeräte und Waxing.
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Die Epilation kann bei empfindlichen Hauttypen und schmerzempfindlichen Personen unangenehm sein.
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Enthaarungscremes:
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Enthaarungscremes lösen die Haarstruktur auf.
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Sie sind einfach anzuwenden und schmerzfrei.
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Die Ergebnisse halten länger als bei der Rasur, aber kürzer als bei der Epilation.
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Enthaarungscremes können allergische Reaktionen auslösen. Ein Vortest an einer kleinen Hautstelle ist ratsam.
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Laser-Haarentfernung:
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Die Laser-Haarentfernung bietet eine langfristige Lösung.
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Laserstrahlen zerstören die Haarfollikel, wodurch das Haarwachstum reduziert wird.
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Mehrere Sitzungen sind erforderlich, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.
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Diese Methode ist kostenintensiver.
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IPL (Intense Pulsed Light):
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Die IPL Haarentfernung arbeitet mit Lichtimpulsen.
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Hierbei werden die Haarwurzeln verödet und es kommt zu einem Ausfall der Haare.
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Für die dauerhafte Haarentfernung, sind wie bei der Laser Haarentfernung mehrer Sitzungen notwendig.
Körperbereiche und ihre Besonderheiten
Die Wahl der Methode hängt auch vom jeweiligen Körperbereich ab:
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Gesicht:
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Für die Bartkonturen und das Entfernen einzelner Haare eignen sich Rasierer, Trimmer oder auch die Nadelepilation.
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Brust und Rücken:
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Grössere Flächen lassen sich gut mit Rasierern, Enthaarungscremes oder Waxing bearbeiten.
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Für eine dauerhafte Haarentfernung sind auch Laser und IPL anwendbar.
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Achseln und Intimbereich:
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Diese sensiblen Bereiche erfordern besondere Sorgfalt.
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Rasierer mit scharfen Klingen, Epilierer oder Enthaarungscremes können verwendet werden.
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Um Hautirritationen zu vermeiden, ist eine sanfte Vorgehensweise und eine entsprechende Pflege der Haut wichtig.
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Beine und Arme:
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Hier eignen sich Rasierer, Epilierer, Enthaarungscremes oder Waxing.
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Auch hier können die Laser oder die IPL Methode Anwendung finden.
Hautpflege nach der Haarentfernung
Unabhängig von der gewählten Methode ist die Hautpflege nach der Haarentfernung entscheidend:
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Beruhigende Lotionen oder Gels können Hautirritationen lindern.
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Feuchtigkeitspflege beugt trockener Haut vor.
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Nach dem Waxing oder der Laser-Haarentfernung sollte direkte Sonneneinstrahlung vermieden werden.
Psychologische Aspekte: Zwischen Selbstbewusstsein und Druck
Haarentfernung kann das Körpergefühl stärken - aber auch Stress auslösen.
Ob komplett glatt, natürlich oder stylisch getrimmt - Haarentfernung ist heute eine Frage des persönlichen Geschmacks. /


Befragungen wie eine Erhebung des Instituts für Haut- und Körperpflege Köln (2020) deuten darauf hin, dass ein Grossteil der Männer nach Haarentfernung ein gesteigertes Körperbewusstsein angibt. Sozialpsychologen wie Prof. Dr. Ulrich Orth (Universität Bern) warnen in Studien seit Jahren vor den negativen Folgen von Schönheitsdruck auf die mentale Gesundheit.
Herausforderungen und Risiken
Nicht alle Methoden sind harmlos: Billiggeräte für Heim-Anwendungen bergen Verbrennungsgefahr, unsachgemässes Waxing kann zu Hautverletzungen führen. Zudem sind die Kosten nicht zu unterschätzen: Eine vollständige Laserepilation des Rückens kostet bis zu 1.000 Euro. Auch gesellschaftliche Vorurteile bestehen weiter. «Manche Kollegen finden es unmännlich», berichtet ein 29-jähriger Büroangestellter, der sich regelmässig die Beine rasiert.
Zukunftstrends: Individualisierung und Inklusion
Der Markt reagiert auf die Nachfrage: Immer mehr Hersteller entwickeln Produkte speziell für Männerhaut, darunter pH-neutrale Enthaarungscremes oder schmerzreduzierende Gele.
Persönliche Entscheidung
Die Haarentfernung ist ein individueller Prozess. Es geht nicht um richtig oder falsch, sondern um Selbstbestimmung. Entscheidend ist, dass Mann sich mit seiner Entscheidung wohlfühlt. Es ist ratsam, sich vorab gründlich zu informieren, verschiedene Methoden auszuprobieren und gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.