Mit elektrischen Antriebsoptionen, einem überarbeiteten Design und einer stärkeren Fokussierung auf digitale Vernetzung positioniert Mercedes den
CLA als Zugpferd für junge, internationale Käufer. Die Entscheidung, den Wagen in Italien vorzustellen, unterstreicht dabei die Bedeutung des europäischen Marktes - doch der CLA soll auch in China und den USA Akzente setzen. Was verrät dieses Auto über die Strategie von Mercedes-Chef Ola Källenius?
Vom Nischenmodell zum Technologieträger: Was steckt im neuen CLA?
Der CLA wurde 2013 als kompakte Alternative zur C-Klasse eingeführt, mit fliessenden Linien und einer sportlichen Note. Die aktuelle Generation setzt auf evolutionäre statt revolutionäre Veränderungen: Die Silhouette bleibt als viertüriges Coupé erkennbar, doch die Proportionen sind straffer, die Front mit einer breiteren Singleframe-Grilloptik und schmaleren LED-Scheinwerfern prägnanter. Auffällig ist die durchgehende Lichtsignatur an Front und Heck, die den CLA auch nachts eindeutig identifizierbar macht.
Unter der Haube verbirgt sich eine Antriebspalette, die Mercedes als «flexibel und zukunftsoffen» beschreibt:
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Elektrisch: Eine vollelektrische Variante nutzt die neue MMA-Plattform (Mercedes Modular Architecture), die speziell für E-Antriebe optimiert ist. Die Reichweite soll bei bis zu 600 Kilometern liegen.
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Plug-in-Hybrid: Für Kunden, die Übergangstechnologien bevorzugen, bleibt eine Hybridversion im Angebot.
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Verbrenner: Klassische Benzin- und Dieselvarianten werden vorerst weitergeführt, vor allem für Märkte mit langsamerer Ladeinfrastruktur.
Im Innenraum setzt Mercedes auf das bekannte MBUX-System, das jedoch um eine KI-gestützte Sprachsteuerung erweitert wurde. Ein zentrales Display dominiert die Mittelkonsole, physische Tasten sind bis auf wenige Ausnahmen verschwunden. Assistenzsysteme wie Spurhalte- und Notbremsassistent sind serienmässig, autonomes Fahren bis Level 3 soll nachgerüstet werden können.
Formvollendet und funktional: Das Design des neuen CLA
Das Design des neuen CLA folgt der Philosophie der «Sinnlichen Klarheit» und vereint auf gekonnte Weise Sportlichkeit und Eleganz. Chefdesigner Gorden Wagener beschreibt den neuen CLA als «hochtechnologisch, so sportlich wie ein viertüriger GT und so schön wie eine sinnliche Skulptur». Die sportlichen Proportionen werden durch ein niedriges Greenhouse, eine lange Motorhaube mit Powerdomes und grosse 19-Zoll-Räder betont. Die muskulösen Schultern, die sich von den vorderen Radhäusern bis zum skulpturalen Heck erstrecken, unterstreichen den athletischen Charakter des Fahrzeugs.
Die klare Designsprache mit reduzierten Linien und präzisen Fugen betont die skulpturalen Oberflächen. Besonders auffällig ist die Frontpartie mit ihrem illuminierten Sternenmuster, das den klassischen Chromgrill neu interpretiert und mit 142 animierten LED-Sternen eine unverwechselbare Lichtsignatur schafft. Das Sternenmotiv findet sich auch im Design der durchgehenden Scheinwerfer wieder. Die Frontpartie zeichnet sich zudem durch ein sogenanntes Shark-Nose-Design aus. Die Türen sind rahmenlos und mit Chromleisten versehen, was die sportliche Silhouette des Fahrzeugs zusätzlich hervorhebt. Optional ist ein grosses Panorama-Glasdach erhältlich, das sich ohne Mittelsteg vom Windschutzscheibenrahmen bis ins Heck erstreckt.
Im Innenraum setzt sich die Designphilosophie fort. Ein minimalistischer Ansatz, inspiriert von Zen-Gärten, betont die wesentlichen, hochtechnologischen Elemente. Das optionale, freistehende Center-Console beherbergt eine dreidimensionale Zieroberfläche, einen doppelten Cupholder und eine optionale, kabellose Ladestation für Smartphones. Die Türverkleidungen greifen das schwebende Design auf und umrahmen die röhrenförmigen Türgriffe mit einer konturierten Lederoberfläche. Das Interieur wird von einem durchgängigen Bildschirm-Layout dominiert, das den optionalen MBUX Superscreen integriert. Abgerundete Luftausströmer an den Enden des Bildschirms scheinen optisch zu schweben.
Der CLA begann als viertüriges Coupé. /

Ein zentrales Display dominiert die Mittelkonsole, physische Tasten sind bis auf wenige Ausnahmen verschwunden. /

Mercedes verkauft rund 70 % seiner Fahrzeuge ausserhalb Deutschlands - der CLA spielt dabei eine Schlüsselrolle. /

Zielgruppe des CLA: Junge Urbanite in Metropolen wie Berlin, Shanghai oder Los Angeles. /

Der Mercedes Stern als Rücklicht: Der CLA mit prägnanten Designelementen. /


Die Gestaltung des neuen CLA zielt auf eine harmonische Verbindung von ästhetischem Anspruch und technologischer Integration ab. Das markante Exterieurdesign sorgt für einen hohen Wiedererkennungswert, während der minimalistische und digital geprägte Innenraum ein luxuriöses und intuitives Fahrerlebnis verspricht.
Wofür steht der CLA? Zugänglichkeit ohne Kompromisse
Der CLA ist kein Flaggschiff, sondern ein strategisches Modell: Er soll jene ansprechen, für die eine S-Klasse oder ein GLS zu gross oder zu teuer ist, aber dennoch den Mercedes-Stern auf dem Kühler wünschen. «Es geht um den Einstieg in die Markenwelt», erklärt ein Pressesprecher. Doch der CLA ist mehr als ein «Einstiegsmodell» - er spiegelt die aktuellen Prioritäten des Konzerns wider:
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Nachhaltigkeit: Durch den Verzicht auf Chrom-Optiken, den Einsatz von recycelten Kunststoffen im Innenraum und CO2-reduzierter Stahlproduktion will Mercedes den ökologischen Fussabdruck verkleinern.
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Digitalisierung: Die Integration von Smartphone-Apps, Over-the-Air-Updates und cloudbasierten Diensten soll den CLA zum «always connected»-Fahrzeug machen.
Gleichzeitig bleibt die emotionale Ansprache zentral. Die Designsprache betont Dynamik, etwa durch stark gewölbte Radläufe und eine tiefe Fahrerposition. Mercedes setzt darauf, dass der CLA nicht nur ein Transportmittel, sondern ein «emotionales Erlebnis» bleibt - selbst in der elektrischen Variante.
Zielgruppe: Global, urban, technikaffin
Der CLA richtet sich an eine heterogene Käuferschaft:
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Junge Berufstätige (25-35 Jahre), die Design und Markenimage schätzen, aber kein grosses Familienauto benötigen.
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Urbanite in Metropolen wie Berlin, Shanghai oder Los Angeles, für die kompakte Abmessungen und Parkassistenten praktisch sind.
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Internationale Märkte: In China legt Mercedes Wert auf grössere Displays und lokal adaptierte Sprachbefehle; in den USA stehen Allradantrieb und Sportpakete im Fokus.
Interessant ist die Preispolitik: Der CLA startet bei rund 40.000 Euro (Verbrenner) und steigt auf bis zu 60.000 Euro (Elektrovariante). Damit positioniert er sich oberhalb von Premium-Kompaktwagen wie dem Audi A3, aber unterhalb der Tesla Model 3 Performance.
Auslandsmärkte: Ein Auto für drei Kontinente
Mercedes verkauft rund 70 % seiner Fahrzeuge ausserhalb Deutschlands - der CLA spielt dabei eine Schlüsselrolle. In China, dem grössten Einzelmarkt, setzt man auf langjährige CLA-Fans, die nun elektrisch fahren möchten. Lokale Produktion und kürzere Software-Update-Zyklen sollen hier Wettbewerbsvorteile bringen.
In den USA profitiert der CLA von der anhaltenden Nachfrage nach kompakten Luxusfahrzeugen, insbesondere bei jungen Berufseinsteigern. Hybridmodelle könnten hier eine Brücke zu skeptischen E-Auto-Käufern schlagen.
Europa bleibt ein stabiler Absatzmarkt, wobei Mercedes hier strengere CO2-Grenzwerte im Blick hat. Die Elektrifizierung des CLA soll helfen, Flottenemissionen zu senken.
Ola Källenius' Vision: Tradition trifft Transformation
Ola Källenius, CEO der Mercedes-Benz Group AG, betonte bei der Premiere in Rom die besondere Bedeutung des neuen CLA und den Beginn einer neuen Ära für das Unternehmen. Er bezeichnete den CLA als den «effizientesten und intelligentesten Mercedes», der jemals gebaut wurde, und als «das Ein-Liter-Auto für das elektrische Zeitalter». Källenius hob die innovative Technologie, den elektrischen Antrieb und das neue digitale Erlebnis mit MB.OS hervor. Er erklärte, dass der CLA jeden Aspekt der Kundenerwartungen in diesem Segment «substanziell anheben» werde. Zudem erwähnte er Kosteneinsparungen in der Batterieproduktion, die zu einer wettbewerbsfähigeren Preisgestaltung des Elektrofahrzeugs führen würden. Die Aussagen von Ola Källenius unterstreichen die strategische Bedeutung des neuen CLA für Mercedes-Benz.
Was bedeutet der CLA für die Zukunft von Mercedes?
Das Fahrzeug ist ein Lackmustest für mehrere Strategien:
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Skalierbare Plattformen: Die MMA-Architektur soll Kosten sparen und die Entwicklung beschleunigen. Gelingt dies, könnte sie auf weitere Modelle übertragen werden.
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Software-first-Ansatz: Die Betonung von Updates und Connectivity zeigt, dass Mercedes Tesla Paroli bieten will - ohne die eigene Ästhetik zu opfern.
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Globale Flexibilität: Durch lokale Anpassungen soll der CLA in unterschiedlichen Märkten gleichermassen relevant bleiben.
Kritiker fragen, ob Mercedes mit dem CLA genug radikal ist, um im Elektrozeitalter zu bestehen. Doch die Mischung aus Bekanntem und Neuem könnte genau jene ansprechen, die sich nicht zwischen Tradition und Innovation entscheiden möchten.
Ein Kompass in unsicheren Zeiten
Der neue Mercedes CLA ist weder eine Revolution noch ein konservatives Bekenntnis zur Vergangenheit. Stattdessen verkörpert er den Balanceakt eines Traditionsherstellers, der sich neu erfinden muss, ohne seine Wurzeln zu kappen. Ob das Modell die Erwartungen in China, den USA und Europa erfüllt, wird auch davon abhängen, wie schnell die Infrastruktur für E-Mobilität wächst - und ob junge Käufer bereit sind, für den Stern einen Aufpreis zu zahlen.
Eines ist sicher: In Rom wurde nicht nur ein Auto präsentiert, sondern ein Statement gesetzt. Mercedes zeigt, dass es bereit ist, sich zu wandeln - Schritt für Schritt, ohne Hysterie. In einer Branche im Umbruch könnte genau das der richtige Weg sein.