Die Schau
«Se fier aux apparences» (Sich auf den Schein verlassen) vom 13. März bis zum 1. Mai 2025 verspricht eine fesselnde Reise durch ein Oeuvre, das sowohl Vertrautheit als auch Verfremdung in sich birgt. Die Wahl des Titels selbst regt zur Reflexion über die Natur der Wahrnehmung in einer von visuellen Eindrücken geprägten Welt an. Die Tatsache, dass die Ausstellung in Genf stattfindet, einer Stadt mit internationalem Flair und kultureller Bedeutung, unterstreicht die Relevanz dieses Ereignisses für ein breites Publikum.
Françoise Pétrovitch, eine bedeutende Stimme der zeitgenössischen französischen Kunst, wird im Frühjahr 2025 erstmals ihre Werke in der renommierten Galerie Wilde in Genf präsentieren. Die Ausstellung «Se fier aux apparences» lädt dazu ein, die vielschichtigen Ebenen des Sichtbaren zu erkunden und die subtilen Spannungen in Pétrovitchs Kunst zu entdecken. Ihre Bildsprache wird oft als traumhaft und zugleich beunruhigend beschrieben, eine Kombination, die sofort die Aufmerksamkeit des Betrachters fesselt. Diese Gegenüberstellung deutet auf eine künstlerische Sensibilität hin, die mehr als nur oberflächliche Ästhetik bietet und stattdessen zu einer tieferen Auseinandersetzung einlädt. Die Künstlerin beschäftigt sich in ihren Werken mit universellen Themen wie Übergang, Intimität und Mehrdeutigkeit, wodurch eine potentielle Verbindung zum Betrachter entsteht und zum Nachdenken anregt.
Françoise Pétrovitch: Biografie und Künstlerischer Werdegang
Françoise Pétrovitch wurde 1964 in Chambéry, Frankreich, geboren und lebt und arbeitet heute in Cachan, in der Nähe von Paris. Ihre künstlerische Ausbildung begann mit einem Studium der angewandten Künste in Lyon, gefolgt von einem Studium der Druckgrafik und Malerei an der École normale supérieure in Cachan, das sie in den späten 1980er Jahren abschloss. Seit ihrem Examen unterrichtet sie Druckgrafik an der École Estienne in Paris. Diese langjährige Lehrtätigkeit an einer angesehenen Kunstschule zeugt von einem tiefen Verständnis für künstlerische Techniken und einer anhaltenden Auseinandersetzung mit den Grundlagen der bildenden Kunst. Es lässt sich vermuten, dass diese Verbindung von Lehre und eigener künstlerischer Praxis einen kontinuierlichen Prozess des Lernens und der Verfeinerung in ihrem Schaffen bewirkt.
Ihr künstlerisches Schaffen umfasst eine beeindruckende Vielfalt an Medien, darunter Druckgrafik, Zeichnung, Malerei, Skulptur (insbesondere Keramik und Bronze), Video und sogar Performance. Ihre erste Einzelausstellung fand 1995 in der Galerie Polaris in Paris statt . Dieser Schritt markierte einen wichtigen Wendepunkt in ihrer Karriere und den Beginn ihrer öffentlichen Präsenz in der Kunstwelt. Die Entwicklung von einer anfänglichen Fokussierung auf Druckgrafik und Zeichnung hin zur Einbeziehung verschiedenster Medien ab den 2000er Jahren deutet auf eine Künstlerin hin, die unkonventionell denkt und die Grenzen ihres künstlerischen Ausdrucks stetig erweitert.
Im Jahr 2021 wurde Pétrovitch mit dem renommierten Daniel und Florence Guerlain Drawing Prize ausgezeichnet, als erste französische Künstlerin überhaupt. Diese Auszeichnung unterstreicht die anhaltende Bedeutung der Zeichnung als zentrales Element in ihrer vielfältigen Praxis. Darüber hinaus hatte sie bedeutende Ausstellungen in Institutionen wie dem Fonds Hélène & Édouard Leclerc in Landerneau (Retrospektive, 2021-2022) und der Bibliothèque nationale de France in Paris (Ausstellung ihrer Druckgrafiken, 2022-2023). Diese institutionellen Anerkennungen festigen ihren Ruf als eine herausragende zeitgenössische Künstlerin, insbesondere in Frankreich.
Der Unverkennbare Stil von Françoise Pétrovitch
Der künstlerische Stil von Françoise Pétrovitch kennzeichnet sich durch eine «ambivalente Welt, die willentlich transgressiv ist, mit konventionellen Grenzen spielt und sich jeder eindeutigen Interpretation entzieht». Ihr Werk thematisiert «Intimität, Fragmente des Lebens und Verschwinden, sowie das Doppel, Übergang und Grausamkeit». Oft bevölkern Tiere, Blumen und menschliche Figuren ihre Kreationen. Diese Beschreibung ihres künstlerischen Universums als «ambivalent» und «transgressiv» steht in direkter Verbindung zum Ausstellungstitel «Se fier aux apparences» und deutet auf eine bewusste Infragestellung oberflächlicher Wahrnehmungen hin.
Ihr Stil wird als «traumhaft und zugleich beunruhigend» beschrieben, mit einer Atmosphäre, die zwischen «hell und dunkel, leuchtend und nächtlich» changiert.
Françoise Pétrovitch: Saint Sébastien (Rogier Van Der Weyden), 2019 Lavis d'encre sur papier, 80 x 120 cm, 95 x 135 x 5 cm (encadré). /

Verschiedene Skulpturen aus den Jahren 2017-2024 von Françoise Pétrovitch. /


Sie erschafft oft «hybride Wesen, sowohl menschlich als auch tierisch», wodurch die Grenzen zwischen verschiedenen Kategorien verschwimmen. Die Gegenüberstellung scheinbar widersprüchlicher Elemente erzeugt eine Spannung in ihrem Werk, die eine einfache Kategorisierung verhindert und zu vielfältigen Interpretationen einlädt.
Pétrovitch ist bekannt für ihre «spontanen, grossflächigen Lavierungen in einem einzigen Zug» und die Verwendung von «ätzenden Tönen, gewagten Farbkombinationen», wobei sie Rot oft als charakteristische «Punktierung oder Umrisslinie» einsetzt. Sie arbeitet auch in «grossformatigen Formaten» und hat «monumentale Wandzeichnungen» geschaffen. Die Kombination aus spontanen Techniken und dem bewussten Einsatz von Farbe und monumentalen Formaten deutet auf einen dynamischen künstlerischen Prozess hin.
«Se fier aux apparences»: Das Thema der Ausstellung
Der Ausstellungstitel «Se fier aux apparences» bedeutet übersetzt «Sich auf den Schein verlassen». Angesichts von Pétrovitchs künstlerischem Stil, der oft Mehrdeutigkeit und das Beunruhigende erforscht, trägt dieser Titel wahrscheinlich eine gewisse Ironie in sich. Er könnte andeuten, dass ein blosses Verlassen auf oberflächliche Erscheinungen zu unvollständigen Verständnissen führen kann.
Pétrovitchs Werk präsentiert oft Figuren, die «einsam wirken, aus dem Kontext gerissen, jenseits der Realität». In ihrer Serie «Indigo Children» blicken die dargestellten Jugendlichen dem Betrachter nicht entgegen. Diese Beobachtungen deuten auf ein Gefühl der Distanziertheit hin, wodurch ihr äusseres Erscheinungsbild möglicherweise irreführend ist. Der Ausstellungstitel, in Verbindung mit der Beschreibung ihrer künstlerischen Welt als «sich jeder Interpretation entziehend», lässt vermuten, dass die ausgestellten Werke sich bewusst einer einfachen Lesart widersetzen könnten.
Der Titel wurde bereits für eine frühere Ausstellung im LAAC Dunkerque im Jahr 2015 verwendet. Während die aktuelle Ausstellung wahrscheinlich neue Werke präsentieren wird, deutet die Wiederholung dieses Titels darauf hin, dass das Thema der Erscheinungen ein bedeutendes Anliegen in Pétrovitchs künstlerischer Praxis ist.
Galerie Wilde: Ein Zentrum für Zeitgenössische Kunst in Genf
Die Galerie Wilde wurde 2015 in Genf von Barth Johnson und Sébastien Maret gegründet. Ihre Geschichte reicht jedoch bis ins Jahr 1990 zurück, als die Galerie Guy Bärtschi in Genf etabliert wurde. Nach dem Ausscheiden des Gründers im Jahr 2014 wurde sie in Art Bärtschi & Cie umbenannt und schliesslich 2019 in Wilde. Diese Historie verdeutlicht die langjährige Präsenz und Entwicklung der Galerie innerhalb der Genfer Kunstszene.
Wilde betreibt drei Standorte in der Schweiz: Genf (Boulevard Georges-Favon), Basel (Angensteinerstr. 37) und Zürich (Waldmannstr. 6). Diese Präsenz in mehreren Städten unterstreicht Wildes bedeutende Rolle in der Schweizer Kunstlandschaft.
Die Mission der Galerie ist es, «künstlerische Praktiken von grosser konzeptioneller und intellektueller Strenge» zu fördern und ein «vielfältiges Programm zu präsentieren, das eine diverse Welt widerspiegelt». Wilde vertritt sowohl etablierte als auch aufstrebende Künstler. Dieser kuratorische Fokus passt hervorragend zu Françoise Pétrovitchs Werk.
Die Genfer Hauptgalerie ist kürzlich in grössere Räumlichkeiten (1000 qm) am Boulevard Georges-Favon umgezogen und verfügt nun über einen Projektraum für experimentelle Arbeiten, La Petite Librairie für Künstlerpublikationen und das Anouch Restaurant. Diese Erweiterung signalisiert eine Wachstumsphase und das Bestreben, Besuchern ein umfassendes kulturelles Erlebnis zu bieten.
Die Ausstellung «Françoise Pétrovitch - Se fier aux apparences» in der Galerie Wilde in Genf verspricht eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den vielschichtigen Ebenen der Wahrnehmung. Pétrovitchs einzigartige künstlerische Sprache fordert uns heraus, die Oberflächen zu hinterfragen. Diese erste Präsentation ihrer Werke in der renommierten Genfer Galerie vom 13. März bis zum 1. Mai 2025 ist eine Einladung, die Komplexität der Erscheinungen zu erkunden.