von Patrik Etschmayer / Donnerstag, 6. August 2009
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Die Zeiten sind schlecht. Viele Leute stecken in finanziellen Schwierigkeiten und suchen verzweifelt nach einem Ausweg. Ist es da nicht wunderbar, wenn einem versprochen wird, dass einem gratis und franko die Geldprobleme gelöst werden?
Genau das stand im letzten Migros-Magazin. Eine «Hellseherin» Namens Maria Esmeralda bietet 1134 Leuten, die sich genug schnell melden, drei chinesische Münzen an, die angeblich «das Geld anziehen, so wie ein Magnet Eisen anzieht». Ist das nicht ganz, ganz toll? Denn diese Münzen werden einem sogar geschenkt. Inklusive Feng-Shui Gebrauchsanweisung. Man muss dafür auf dem Bestellschein nur garantieren, dass man ein dringendes finanzielles Problem hat und man ein Pechvogel im Leben ist. Und natürlich, dass man die Anweisungen exakt einhalten wird...
Natürlich ist das alles Schwachsinn. Aber lohnender Schwachsinn. Nicht für jene, die an die angebliche «Maria Esmeralda» schreiben, sondern für diese selbst (so es sie denn gibt).
Der skeptische Berliner Blogger Zaphod Beeblebrox – nein, das ist nicht sein echter Name und wer sich wundert, soll doch bitte Wikipedia konsultieren, danke – hat, da Frau «Esmeralda» auch in Deutschland inseriert, auf eine frühere Anzeige von ihr geantwortet, in der sie zu ihrem Karriere-Ende (zwecks Ruhestand, den sie aber noch nicht angetreten zu haben scheint) 500 Leute mit ihren Weissagungen zum Jahr 2009 «gratis» zu beglücken verspricht. Der arme Zaphod wurde in der Folge mit ellenlangen Serienbriefen bombardiert in denen er – obwohl alles ja gratis sei – aufgefordert wurde, für Sekretariatsarbeiten, Übersetzungen aus magischen Büchern und weiteren Voraussagen mal 50 und mal 30 Euro zu zahlen.
Nun handelt es sich bei diesem Blogger um einen skeptischen, intelligenten Menschen, der Schwachsinn 50 Kilometer gegen den Wind riecht. Mit einigem Vergnügen berichtet er über die hirnrissigen Briefe, die er immer wieder erhielt und darüber, dass er irgendwann von einer weiteren Hellseherin, einer «Anne de Bretagne» angeschrieben wurde, die genau schon wie die «Esmeralda» auch aus Buchs/ZH kommt... und mit der sogar das Postfach teilt. Toll!
Aber viele Leute sind naiv, werden von den Medien, die Blödsinnsendungen mit abgehalfterten Pseudo-Magiern ausstrahlen, weiter verdummt und glauben tatsächlich an solche Versprechungen – vor allem, wenn sie sich in einer verzweifelten Lage befinden. Dies sind denn auch die Leute, die auf der Schattenseite des Lebens stehen, glauben, Pech zu haben und wegen ihrer Naivität mit Geldproblemen kämpfen. Eben genau jene, auf deren letzte Franken und Euros es Betrüger wie diese angebliche Maria Esmeralda abgesehen haben.
Genau, es handelt sich hier um Betrug. Denn es werden hier Leistungen versprochen, die nie erbracht werden, nicht erbracht werden können und dabei versucht, an das Geld der Hereingelegten ran zu kommen! Doch scheinbar kümmert es die Schweizer Behörden nicht, dass hier gewerbemässig versucht wird, Mittellose noch ärmer zu machen, die Schwächsten gnadenlos auszunützen und zu bescheissen. Offenbar gilt der Artikel 146 StGB nicht für esoterisch angehauchten Beschiss... traurig.
Mancher mag sich sagen, dass, wer so blöd ist, auf diese «Hellseherinnen» rein zu fallen, es nicht besser verdienen. Doch das ist kein Argument. Nur weil ein Betrug auf naivere Menschen zielt, macht das für die Verwerflichkeit der Handlung keinen Unterschied. Noch unappetitlicher wird dies alles, weil das Migros-Magazin, immerhin eine der meistverbreiteten Zeitungen der Schweiz, diesen Geiern mit der Anzeigenschaltung auch noch Rückenwind verschafft, um sie schneller zu ihren Opfern zu tragen.
Ein abschliessender Blick in den Anzeigentarif des Migros-Magazines gibt einem schliesslich Antworten... sowohl darauf, warum diese Anzeige geschaltet wird, als auch darauf, ob sich dieser Schwindel wohl auch lohnt: 1/1 Seite, vierfarbig, deutschsprachige Ausgabe: Fr. 30'903.--, zuzüglich MwSt. Noch irgendwelche Fragen?