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Kolumne


Die Macht der Magermodels

Regula Stämpfli / Mittwoch, 8. April 2015

«Um eine schöne Frau zu sein, muss man nicht quasi verschwinden» meinte Oliver Véran (französischer Abgeordneter, Rapporteur zur Gesundheitsreform, SP) erstaunlich dramatisch. Er ahnte keineswegs, wie falsch er lag. Denn: Um schön zu sein, müssen Menschen grundsätzlich als Menschen verschwinden. Als Sozialist setzte Oliver Véran statt auf grundlegende Änderungen auf lächerliche materielle Vorschläge, um die epidemischen Essstörungen im Westen zu bekämpfen.

Deshalb stimmte das französische Abgeordnetenhaus denn auch einem Gesetz zu, das in Italien und Spanien schon nichts genützt hat: Magermodels sollen verboten werden, respektive den Modehäusern, die solche anstellen, drohen bei «falschem BMI» Geld- und Gefängnisstrafen. Auch wenn das Gesetz, das übrigens zuerst noch vom französischen Senat genehmigt werden muss, angenommen werden sollte; die Wirkung wird gering sein. Denn die Blaupause für extreme Ideale harmonisiert perfekt mit den Idealen und den Menschenbildern in unserer Gesellschaft. Hätten Italien, Spanien und Frankreich es wirklich ernstgemeint mit den Magermodels, so müssten sie lediglich das Mindesalter für Models auf 21 oder 25 Jahre heraufsetzen...et voilà.

Essstörungen sind lebensbedrohliche Krankheitsformen, deren Ursachen vielfältig sind, aber immer in die Richtung des herrschenden Frauen- und Menschenbildes deuten. Wer Esstörungen mit dem Körper bekämpfen will, verordnet auch dem Papst beim Thema «Kindsmissbrauch in der Katholischen Kirche» ein paar Vaterunser. Scham, Selbsthass, Körperekel sind nicht Ausdruck fehlender Kilos, sondern Manifestationen gesellschaftlicher und individueller Disziplinierungsstrategien.

Ordnung, Disziplin, Härte gegen sich selber, Fleiss, Selbstkontrolle sind «Tugenden», die unsere Gesellschaft vordergründig mit Erfolg belohnt. Wer sich ständig anpasst und keine Fehler - und als Frau schon gar keine Lust, es sei denn wohleinstudierte - erlaubt, steht unter gewaltigem inneren Druck. Je grösser dieser wird, umso einfacher der Rückgriff auf Überlebensmuster. Das «tägliche Brot» eignet sich unter solchen Umständen perfekt zum Handlungsort. Entscheidend ist die Bestrafung des eigenen Körpers und damit des eigenen Ausdrucks, des eigenen Seins.

Schon in den 1970er Jahren beschrieb John Murray Cuddihy mit «Tortur der Zivilisation» (Ordeal of Civility: Freud, Marx, Levi-Strauss and the Jewish struggle with Modernity, N.y. 1974) was die protestantische Ethik, die kapitalistische Wirtschaftsform mit Massstäben in Menschen anrichtet, deren innere Natur völlig fremd auf dieses Joch der Unterdrückung reagiert. Die Moderne ist gekennzeichnet durch Kontrolle, Optimierung, einem Code der höflichen Nicht-Einmischung und der Verpflichtung zur Nicht-Emotionalität. Was folgt daraus? Unpersönlich sollen die Menschen sein. Empfinden Menschen Scham, dann sind sie selber schuld. Fühlen sie sich fremd, dann können sie sich einfach nicht benehmen.

Was heutzutage an Weiblichkeitsvorstellungen und an Frauenbilder zur identitätsstiftenden Wirklichkeit zur Auswahl steht, hat mit «Frau-Sein» nichts mehr zu tun. Im Westen herrschen die Kleiderbügel-Mädchen, die gesichtslosen Botoxfrauen ab 30, deren Eier irgendwo in einem Kühllager verstaut sind. In sogenannten Entwicklungsländern sind Frauen Abfallware, Leihmütter, Textilsklavinnen oder werden für den Porno- und Prostitutionsmarkt «freigegeben». Das ist das herrschende Mimikry der Zeit - und nicht falsche BMI-Angaben!

Früher normierten Könige, Fürsten und Tyrannen die Gesellschaft bis auf Essens, Sex- und Kleidungsvorschriften. Heutzutage sitzen diese im eigenen Körper. Als ich mit «Lieber ich als perfekt» einen kleinen Schritt in die Lockerung und gegen die totalitäre Anpassung gerade im deutschsprachigen Raum propagierte, schlugen mir teilweise Aggressionen entgegen, von denen ich mich bis heute erhole. Offensichtlich will kein Mensch unperfekt sein. Früher galten Wilde als unzivilisiert. Die neuen Wilden sind heutzutage die Dicken, die Nicht-Kontrollierten, die Weichen, kurz, die, die einem an die eigene Schwäche, die Menschsein auf vielen Ebenen mit sich bringt, erinnern.

So ist der böse Wunsch, dass sich die Welt der unerfreulichen Menschen, die Schwäche zeigen, irgendwie «entsorgen» sollte, überall schon spürbar...nicht zuletzt an den Universitäten und in den Chefredaktionen grosser Medienunternehmen.

Entweder wir verzichten nun endlich auf diese krankhaft peniblen Vorstellungen von Ordnung, Zwang, Fleiss, Disziplin, Kontrolle, Distanz, Sicherheit, Planbarkeit oder wir landen in einer Welt, die sich früher oder später allen Menschen, die den Idealen nicht entsprechend «zivilisiert» und angepasst funktionieren, entledigen. Und um zum Schluss nur noch schnell auf Frankreich zurückzukommen: Einmal mehr haben die französischen Sozialisten die historische Chance verpasst, wirklich etwas an Herrschaft und Wirtschaftsform zu verändern.


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