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Kolumne


Das Hunger-Jubiläum

Patrik Etschmayer / Dienstag, 14. April 2015

Ein Big Bang, der nicht das Universum startete, aber viele Leben beendete, war jener von 1815, als der Vulkan Tambora über 2000 Kilometer weit hörbar explodierte und dafür sorgte, dass die Menschen in Europa im darauffolgenden Jahr in der Ostschweiz Gras essen mussten und weltweit Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende an Hunger starben. Und warum das relevant ist? Weil es jederzeit wieder passieren könnte. Naturkatastrophen sind etwas Interessantes. Sie haben keinen Schuldigen. Sie passieren einfach. Und der Mensch schaut blöde zu. Soweit, wie diese Dinge derzeit in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Und das ist - so vermutlich die Ansicht von nicht Wenigen - eben einfach so, denn einerseits seien diese ja Gottesakte, und Gott soll man nicht dazwischen pfuschen und andererseits lohnt es sich nicht, sich auf etwas gross vorzubereiten, das vermutlich sowieso nicht passieren wird.

Glücklicherweise ist dieser Fatalismus nicht generell und allumfassend. Vulkane werden unterdessen genau beobachtet, so dass die Gefahr von Ausbrüchen vorhergesagt und die Bevölkerung in der Umgebung rechtzeitig evakuiert werden kann, um zumindest unmittelbare Todesfälle durch kleinere und mittelgrosse Ausbrüche zu minimieren. Doch was passiert, wenn wieder ein Tambora ausbrechen wird? 1816 lebten wesentlich weniger Menschen auf der Erde und die Nahrungsmittelverteilung war wesentlich lokaler organisiert, so dass, als die Ernten fehlschlugen, regelrechte Hungertrecks stattfanden, von Menschen, die auf der Suche nach Gebieten waren, die ihnen fruchtbares Ackerland und ein Auskommen als Bauern bieten würden.

In der Ostschweiz hingegen, die schon damals vor allem auf Gewerbe umgestellt hatte und ihr Getreide aus dem süddeutschen Raum einkaufte, brachte das sogenannte «Jahr ohne Sommer» eine Katastrophe, als der Export des knappen Weizens aus Baden Württemberg verboten wurde, und die Menschen sprichwörtlich ohne Brot dastanden.

Es liegen keine genauen Zahlen vor, aber die Überlieferungen sind erschreckend und Berichte von Menschen, die mit Kühen zusammen Gras essen und aus Rinde, Kleie und Stroh Brot buken, lassen einen schaudern. Ebenso die Berichte von geschichtet begrabenen, verhungerten Spinnern im Toggenburg, für die nicht genügend Särge zu finden waren. Die kolportierte Opferzahl von 5000 Menschen alleine in der Ostschweiz scheint durchaus glaubhaft. Und dies alles vor dem Hintergrund eines Jahres, in dem im Hochsommer Schnee bis in die Täler fiel und wiederholter Frost die wenigen Kulturpflanzen tötete.

Neben den Missernten, die durch den 160 Kubik-Kilometer Vulkanauswurf in der Atmosphäre verursacht worden waren, welche die Verzwölf- bis Verdreissigfachung der Lebensmittelpreise zur Folge hatte, war die Proto-Industrie der Ostschweiz zudem durch einen Konjunktur-Einbruch getroffen worden. So traf eine neue Armut auf explodierende Preise und die Unmöglichkeit, durch lokalen Anbau etwas gegen die Katastrophe zu unternehmen.
Aus diesem Schrecken erwuchsen damals soziale Ideen und die Einsicht, dass die Verantwortlichkeit von Staat und Bürger zueinander gegenseitig sind - und dies tatsächlich zum Wohle aller.

«Na und?» wird nun wohl mancher sagen, «Wir haben heute andere Probleme und das ist ja schon zweihundert Jahre her!» Rein statistisch gesehen könnten wir in der Tat «na und?» sagen, denn ein Vulkanausbruch wie jener des Tambora findet im Durchschnitt alle 1000 - 2000 Jahre statt - bis zum nächsten Ausbruch einen Vulkans der 7er-Klasse dürfte es also für ein gutes Jahrtausend gehen. Demnach alles gut und fertig ist's.

Der Haken ist der, dass sich Geologie nicht an irgendwelche Terminvorgaben hält. Es spricht nichts dagegen, dass irgendein Vulkan bereits wieder in 10, 50 oder auch 100 Jahren eine katastrophale Eruption loslassen wird. Und eine solche würde in der hochvernetzten, von gegenseitigen Abhängigkeiten und einer minimal von Vorratsdenken geprägten Gesellschaft von heute desaströse Folgen haben.

Die im letzten Jahr vom Armeechef gemachten Aussagen zum von ihm gebunkerten Notvorrat haben zwar Kopfschütteln bei vielen Kommentatoren verursacht, wurden sogar mit hämischen Bemerkungen bedacht, aber Blattmanns angebliche Paranoia hat - wie man sieht - einen reellen Hintergrund. Genauso - um an eine andere Naturkatastrophe zu erinnern - wie die Steintafeln, die vor bis zu 600 Jahren an der japanischen Küste als Warnung vor Tsunamis aufgestellt worden waren, die die Einwohner vor dem Bauen unterhalb dieser Stellen warnten und hunderte Jahre danach mit verheerenden Folgen missachtet wurden, als Städte, Dörfer und AKW direkt an der Küste von einem Tsunami, den keiner unserer Generation so schnell vergessen wird, getroffen wurden.

Das schreckliche Jubiläum des Tambora-Ausbruches sollte uns Anlass sein, zu überlegen, ob, wer und wie man sich auf Naturkatastrophen vorbereiten soll und muss, in der Schweiz und auch anderswo. Das System der Pflichtlager in der Schweiz, das in den 1920er und -30er-Jahren konzipiert wurde, bei dem Unternehmen verpflichtet sind, von gewissen Stoffen Vorräte zu halten, erscheint vor diesem Hintergrund keineswegs antiquiert, auch wenn dies jeden Einwohner pro Jahr etwa Fr. 15.- kostet.

Zweifellos: bei einem solchen Unglück wie vor zweihundert Jahren würden wir ungleich besser dastehen. Die Pflichtlager würden die schlimmsten Konsequenzen dämpfen können, auch wenn die Vorräte momentan nur für etwa 4 Monate reichen. Damals wären Vorräte für ein gutes Jahr notwendig gewesen um die Lücken der zwei Hungerjahre zu füllen.

Im Rückblick stellt sich nun also die Frage: Reicht unsere Vorratshaltung aus? Für wie viele Monate soll ein Land seine Bevölkerung im Falle einer Katastrophe versorgen können? Und was darf uns dies kosten, bzw., müsste es uns wert sein? Das Wissen um die Risiken, die unser Planet in sich birgt und das sich uns immer weiter erschliesst - und nicht zuletzt mit diesem Hungerjubiläum - wäre Grund genug, die Risiken neu einzuschätzen und entsprechend zu handeln.

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